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Statement der EndArt zur Erklärung  des Bürgermeisters / des Kulturausschusses der Stadt Düren in Facebook

Am Mittwochmorgen gab es große Aufregung um einen Beitrag des Bürgermeisters als Kulturdezernenten und der Vorsitzenden des Kulturausschusses der Stadt Düren – hier lest ihr unsere Ansicht dazu:

Sehr geehrte Verena Schloemer,
Sehr geehrter Frank Peter Ullrich,

ich danke Ihnen beiden für die anerkennenden Worte ihrer heute gemachten Stellungnahme in Bezug auf die Arbeit der Endart-Kulturfabrik e.V. vor dem Hintergrund der morgigen Versammlung auf dem Rathausvorplatz.

Auch ich habe als Endart-Vorstandsmitglied mit fast 25 Jahren Vereinszugehörigkeit unsere bisherige Zusammenarbeit immer als sehr konstruktiv und lösungsorientiert in Erinnerung und sie überaus geschätzt. Hierbei blicke ich besonders auf die vielen gemeinsamen Veranstaltungsabende in der Endart zurück, die sie, Frau Schloemer, als engagiertes Jurymitglied bei den unzähligen Musikpreisveranstaltungen begleitet haben. Aber auch bei Konzertdurchführungen in der Kulturfabrik wie z.B. Rock gegen Rechts, konnten wir immer schon auf ihre Unterstützung bauen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Nun sind wir an einem Punkt angekommen, an dem sich unsere Wege ihrer Meinung nach trennen und bei dem sich die Verantwortlichen des e.V. klar gegen die politischen Entscheidungsträger stellen. Dies sehe ich nicht so.

Vielmehr geht es doch jetzt darum, realistische Wege zu finden, wie wir gemeinsam den über 40 Jahre genutzten Ort der Dürener Veranstaltungskultur auch für die kommenden Generationen erhalten können.

Ich möchte hier direkt eins klar stellen: die morgige Versammlung soll kein Angriff auf die politischen Entscheider darstellen – vielmehr dient sie hoffentlich als ein sichtbares Zeichen dafür, dass sich viele Dürener eine Debatte darüber wünschen, was von den politisch Verantwortlichen als Kultur angesehen wird und somit förderwürdig ist. Sie stellen klar: die Endart mit ihrem Angebot, gehört nicht dazu. Es gibt zu dieser Fragestellung einen sehr treffenden Kommentar von Markus Vogt. Er schreibt heute:

“Ich halte es für sehr fragwürdig, eine harte Grenze zwischen klassischer „Hochkultur“ und „Jugendkultur“ zu ziehen. Ersteres zeichnet sich seit Jahrzehnten durch hohe Bezuschussung und überschaubare Zuschauerzahlen aus, was a) der Grund für die andauernde Bezuschussung ist und b) die tatsächlich noch existente gesellschaftliche Bedeutung in der heutigen Zeit aufzeigt. Die Jugendkultur hat solcherlei Probleme für gewöhnlich nicht, da sie aus eigener Kraft genug Attraktivität produziert, auf solcherlei Zuschüsse verzichten zu können, was auch ein deutlicher Fingerzeig ihrer Rolle in der heutigen Gesellschaft sein dürfte. Politische Entscheidungsträger neigen aber gerne dazu, nur das als Kultur gelten zu lassen, was ihrer eigenen, bzw. der Vorstellung ihrer Generation entspricht. So ist die Oper (in Köln geben wir hierfür grade ein Vermögen aus, mit dem man die Stadt Düren vermutlich komplett sanieren könnten) Kultur, während ein renommierter DJ gewerblicher Spaß und Trivialunterhaltung ist. Das halte ich für eine Einstellung, die es wert ist, mal gründlich hinterfragt zu werden.”

Dieser Beitrag beschreibt die angesprochene Problematik doch sehr treffend. Unsere Kulturangebote in der Endart haben sich bis zum Coronastart in der vielfältigen Zusammensetzung getragen. Der Post lenkt aber den Blick auf eine bisher ungeführte Debatte, die ja schon lange eingefordert wird: was ist Kultur und damit Förderungswürdig. Wäre es nicht ein Erfolg, wenn eine Versammlung wie morgen geplant, diese Debatte anstoßen könnte?

Ich möchte weiterhin, auch mit ihrer Hilfe, an konstruktiven Lösungen beim Fortbestand des Kulturbetriebs arbeiten und bleibe positiv. Ich nutze diese Gelegenheit auch, um darzustellen, dass exemplarisch für die zurückliegenden Endart-Jahre, der Betrieb der Kulturfabrik in der Hauptsache NICHT aus kommerziellen Veranstaltungsformaten bestand.

Die Kulturfabrik e.V. hat in 2019 unter anderem durchgeführt:
– AnyColour (Livekonzert / Tribute to Pink Floyd)
– Dirty Deeds 79 (Livekonzert / Tribute to ACDC)
– Lagerfeuer Trio (Livekonzert )
– Art of Destruction (Livekonzert / Metalfestival)
– Düren Rockt (Livekonzert mit Dürener Nachwuchsbands)
– Six Four & More (Livekonzert Blues)
– Wildfire (Livekonzert FolkPop)
– Rumtreiber (Livekonzert FolkPop)
– Weihnachtskonzert (Livekonzert mit EventuellEineBand)
– Core Explosion (Livekonzert / MetalCoreFestival)
– Frühlingserwachen (Livekonzert mit Indigo)
-4x Rooftop (OpenAirLivekonzert mit wechselnden Künstlern)
– Benefizkonzert (Endart-Chor-Konzert zu Gunsten des Kinderheims St. Josef )
– Colossal Street Jam (Rock-Konzert)
– Satain Jackets (DJ-Acts)
– Benefizkonzert (Rock/Pop-Konzert zu Gunsten des PJH Düren )
– AntiAlkDisco (Disco für Jugendliche bis 16 Jahre)
– Funky Vibes (DJs & Liveact)
– 90ies-Flashback (DJs & Liveact)
– Durch & Durch (DJ-Acts)

Sicherlich gibt es bei weiterer Recherche im Veranstaltungsjahr 2019, noch mehr Formate, die den Kulturcharakter der Endart unterstreichen. Ich denke aber, die belegbaren Termine sprechen für sich. Ich möchte abschließend auf den wiederholten Hinweis eingehen, die Kulturfabrik habe sich bei der Durchführung von Veranstaltungen im zurückliegenden Jahr verweigert bzw. warum man nicht für die geflossenen Fördermittel Veranstaltungen durchgeführt habe.

Vorweg: die gemachte finanzielle Unterstützung der Stadt hat dem über 40 Jahre bestehenden Kulturbetrieb das Überleben gesichert. Dafür muss allen beteiligten Entscheidungsträgern ein großer Dank ausgesprochen werden.

Nur das, was an Fördermitteln geflossen ist, hat nur zur Hälfte der auch im Stillstand produzierten Kosten auffangen können. Nach dem letzten Veranstaltungsversuch im Oktober 2020 in Kooperation mit dem Dürener Jazzclub, Konzerte zu organisieren und des anschließend verhängten Lockdowns, sind sämtliche Personalstellen in der Kulturfabrik abgebaut worden. Veranstaltungen waren nicht mehr möglich. Auch meine Person als Verantwortlicher vor Ort ist in den Bereich des Betreuten Wohnens gewechselt. Übrig blieben die nachweisbaren, laufende Betriebskosten.

Sicherlich wären einige kleine Veranstaltungen auf dem Dachgarten mit einigen Besuchern möglich gewesen – aber mit welcher Perspektive? Ehemaliges Personal, in sicherer neuen Arbeitsstelle zurück holen, für einen Einsatz in einem völlig unsicheren Kulturbetrieb, konnte diese längerfristige Perspektive nicht sein.

Ich wünsche mir, dass wir den Gesprächsfaden zwische Endart und Politik nicht verlieren und weiterhin im konstruktiven Dialog bleiben.
Beste Grüße, Dirk Boltersdorf
Diplom Sozialarbeiter
Vorstand der Endart